Auf meiner endlosen Suche nach einem Ersatz für mein (ex) Lieblingsobjektiv (dem Canon 35mm 1.4) hab ich mir kurz nach dessen Vorstellung das Sony 28mm F2 (vor)bestellt. Dank unser aller Lieblings-Leiharbeiter-Arbeitgeber sogar um 50€ günstiger als zum derzeitigen Preis, somit habe ich etwas über 400€ gezahlt. Schnäppchen also, verglichen mit den 1600€ des 35mm 1.4 von Sony. Prinzipiell sollte es nicht nur mein Lieblingsobjektiv für Portraits und Reportagen werden, sondern mir etwas leichter Zugang zur Astrofotografie ermöglichen. Mit der Sony A7s Kamera habe ich bereits etwas in die Sparte rein geschnuppert, mangels lichtstarkem Weitwinkel konnte ich mein theoretisches Interesse aber bisher nie wirklich gut ausleben und praktisch ausprobieren.
Mitte Mai 2015 habe ich das quasi druckfrische Objektiv dann endlich bekommen und konnte es mittlerweile recht gut austesten. Zuletzt auch auf einer sechsstündigen Hochzeitsreportage in Kärnten. Das 28mm ist in Kombination mit dem 55mm 1.8 ein gutes Team, der Abstand zwischen den beiden Brennweiten ist mir aber etwas zu kurz.
- Meine größte Sorge war, dass ich mit der Blende von „nur“ 2 nicht zurecht komme. Nach gewisser Einarbeitung weiß ich nun, dass ich lieber einen Schritt näher auf die Person zugehen muss – dann ist das Bokeh auch ansprechender. Kein 35mm 1.4 – Bokeh, aber für den Preis schon sehr ansehnlich.
- Der Autofokus hat eigentlich immer gemacht, was er soll und das auch flott genug. Übrigens: Die Gesichtserkennung der Sony Kameras ist schon eine geniale Erfindung (auch wenn das an sich nichts mit dem Objektiv zu tun hat). Einfach mittels Beispielfoto der Kamera beigebracht, dass die Braut die „wichtigste Person“ ist und – schwupps – sobald die Kamera die Braut erkennt, wird auf ihr Gesicht scharf gestellt. Hammergute Sache!
- Die Bildmitte ist ab F2 schon wirklich scharf, ab etwa F8 ist es auch am Rand pipifein. Prinzipiell habe ich aber schon bei 2er Blende nicht das Bedürfnis abzublenden, wie ich das mit dem Voigtländer 35mm 1.2 bei Offenblende hatte. 100% Ansichten von Rand und Mitte siehe etwas weiter unten im Blog.
- Farbsäume bei Kontrastkanten habe ich nur bei Astrofotos bei sehr weit geöffneter Blende bemerkt, die habe ich aber recht flott in Lightroom entfernt. Bei „normalen“ Fotos ist mir aber nichts aufgefallen.
- Die Achillesferse des Objektives: Verzerrung. Liest man zumindest so im Internet. Stimmt prinzipiell auch, aber: Mangels wissenschaftlicher Laborinstrumente kann ich das zwar nicht exakt nachprüfen, aber angeblich hat das Objektiv ohne Verzeichniskorrektur etwa den Blickwinkel eines 25mm Objektives. Erst nachdem man in Lightroom (oder Kamera-intern) die Korrektur durchführen lässt, sind es die angegebenen 28mm. Mir kommt das prinzipiell entgegen, da ich bei Landschafts oder Portraitfotos eh kaum auf gerade Linien achten muss und somit mehr Weitwinkel habe. Von daher ist’s zwar blöd für Architekturfotografen, mir aber ziemlich wurscht, ätsch.
Hier ein Vergleich zwischen Originaldatei und des Fotos nach der Korrektur in Lightroom. Ja, bei Bäumen fällt es auch in der Landschaftsfotografie auf. Sehr deutlich:
Hier noch einige Beispiele bei Offenblende. Prinzipiell ist es möglich, den Hintergrund verschwimmen zu lassen – allerdings hat das Objektiv definitiv nicht den „3D Effekt„, den ich beim Canon 35mm 1.4 so geliebt habe, und man muss schon recht aufdringlich nah an die Person oder das zu fotografierende Sujet rangehen. Das Bokeh ist dafür dann aber sehr nett.
Wie bereits erwähnt hat das Objektiv ab etwa Blende 8 bis in die äußersten Ecken das Prädikat „knackig“ verdient, hier die versprochenen 100% Ausschnitte samt dem Originalbild:
Nun noch ein paar Worte zum Thema Nacht/Astrofotos:
Zum „Einschießen“ im Dunklen war ich recht spontan mit einem Freund bei der Riegersburg. Es war Vollmond, der Friedhof sah dadurch noch etwas gespenstischer aus, als er eigentlich war – leider hat man dadurch aber die Sterne etwas schlechter gesehen.
Mitte Juli war ich für eine Nacht am Villacher Hausberg, dem Dobratsch („gefangen“). Nach anfänglichen Gewitter und Nebel hat es gegen Mitternacht aufgeklärt und ich konnte mein erstes, richtiges Milchstraßenfoto machen. Ich bin wirklich begeistert, wie viel Unterschied es macht, ob man auf 700m oder 2200m fotografiert, wie viel mehr Details man sieht, wenn man statt F4 am Rädchen bis F2 runtergehen kann und die ISO sich auf entspannten 1600 einpendelt. Der klare Himmel nach dem Regen am Abend hat den Rest erledigt, besser kann der Blick auf die Milchstraße in Österreich nicht werden, denke ich. Mein Lieblingsfoto aus 2015, bis jetzt zumindest 🙂
Kleines Schlusswort also zum Objektiv:
Für Landschaftsfotos mit Sternen ist das 28mm F2 wirklich sehr, sehr gut geeignet und auch sonst ist es durch seine Gewicht (nur 200g) eine Linse, die man theoretisch auf seiner A7 festkleben könnte. Sei es im als leichtes Immerdrauf im Urlaub oder auf Feiern und Parties – unauffällig, scharf und relativ lichtstark. Sofern man auf die Brennweite steht – eh klar.