Vorwort:
Wie schon im USA Reisebericht und dem Isle Of Skye Bericht verlinke ich auch hier „lustige, aber fotografisch unter Umständen niveaulose“ Fotos direkt, also bitte auf die unterstrichenen Wörter (aka Links, für diejenigen, die nicht zum ersten Mal im Internet unterwegs sind) klicken für ein paar Detailfotos und Blicke hinter die Kulissen des Trips.
Was hatte ich dabei?
- Sony A7III (nagelneu, wuhu)
- Sony A7s
- Sony Zeiss 16-35mm F4
- Zeiss Batis 135mm F2.8 (welches mir Zeiss netterweise einen Monat zum Testen geborgt gestellt hat)
- Sony 28mm F2
- Nisi V5 Pro Filterhalter samt Polfilter
- Grauverlauffilter von Lee, HiTech und RayMasters
- Sirui Stativ samt Rollei Stativkopf
Immer wieder sage ich mir vor dem Trip: „Schreib‘ mit was ihr erlebt, sonst tust du dir im Nachhinein schwer damit, einen ordentlichen Blog zu tippen“. Gesagt, nicht getan. So versuche ich nun als mein Langzeitgedächtnis etwas auf Vordermann zu bringen und hoffe, nichts durcheinander zu bringen.
Vorwort II:
„Warum diese total eingängige und sinnvolle Reiseroute?“ mag sich der oder die weltgewandte Leser*in nun fragen. Darum: Ich spiele (Anmerkung 2020: spielte) Schlagzeug in einer Band namens Deadends, diese Band wurde eingeladen, ein Konzert (oder „Show“, so sagt man als urcooler Undergroundmusiker zu Konzerten) in Montreal zu spielen. Als verantwortungsbewusste und politische Gutmenschen-Punkrockband sagt man bei solch einer Gelegenheit natürlich sofort zu, man möchte seine Fans in der neuen Welt ja nicht enttäuschen und unser ökologischer Fußabdruck ist als Massentierhaltung-hinterfragende teilzeitvegane Band sowieso noch relativ gering.
Vortwort II,V (schreibt man das so? 2,5?):
Ein ehemaliger Bandkollege und Freund lebt seit einigen Jahren in Brooklyn, NY. Ihn und seine herzallerliebste Frau wollte ich schon länger besuchen. Kurz das Datum abgeklärt und schon ist der gemütliche und entspannte Aufenthalt am Gästebett fixiert.
Da alle günstigen Flüge aus Graz/Wien zum Buchungszeitraum über Istanbul gehen, bleiben wir dort auf der Hinreise einfach noch 2 Nächte um endlich sagen zu können: Wir haben innerhalb von 24 drei Kontinente besucht – einen davon mit der Fähre 🙂
So bin ich mit meiner Herzdame (Katharina <3) also insgesamt vom 5. bis 20. Mai 2018 unterwegs gewesen.
Die Route noch kurz im Detail:
– 5. bis 8. Mai – Istanbul
– 8. bis 14. Mai – New York City / Brooklyn
– 14. bis 16. Mai – Roadtrip von New York City via Providence und Portland in den Acadia Nationalpark
– 17. bis 18. Mai – Roadtrip vom Acadia Nationalpark via Gorhan (White Mountain National Forrest) nach Burlington
– 18. bis 20. Mai – Busfahrt von Burlington nach Montreal und „Show“ spielen beim Pouzza Fest 18, yeah!
Teil 1 – Istanbul:
Wir fliegen am Abend des 5. Mai von Graz nach Istanbul. Der Flug war unspektakulär, der angeblich vom Hotel beauftragte Fahrer ist entweder unsichtbar oder wurde nie beauftragt. Wir schnappen uns nach fast 2 Stunden Warterei, Telefonieren und dem Abwehren diverser Chauffeurangebote ein Taxi und fahren für umgerechnet 20€ zum Hotel in die Innenstadt (Grand Naki Hotel – würde ich wieder buchen. Gute Ausgangslage, Frühstück war okay und die Zimmer sind zwar klein aber sauber). Gute Nacht.
Nächster Morgen: Wir gehen es ruhig und vorerst ziellos an und marschieren nach dem Frühstück in Richtung blaue Moschee. In der Auslage eines Restaurants fällt uns zum ersten Mal ein Trend hier in Istanbul auf: Anstatt hässlich ausgebleichter und fotografisch fürchterlichter Fotos der angebotenen Speisen sehen immer wieder hässlich ausgebleichte und fotografisch fürchterliche Plastiknachbildungen der angebotenen Spesen. Was für ein genialer Marketingclou.
Was wäre Istanbul ohne Kaffee? Wir setzen uns in ein gemütliches Café hinter der blauen Moschee. Spoiler: Leider hat die Moschee während unseres kurzen Aufenhaltes in Istanbul nie geöffnet. Keine Ahnung, warum das so ist – wenige Tage nach unserem Besucht kann man wieder rein.
Danach gehts weiter gemäß Standard-Touristenprogram:
Über den großen Platz zwischen blauer Mosche und dem weltbekanntem Museum Hagia Sophia wird 30 Minuten angestanden um genau diese zu besuchen. Mittlerweile regnet es, interessiert uns aber nicht: Wir sind in der beeindruckend alten Kirche bzw. Moschee bzw. dem Museum. Über 1500 (!) Jahre alt und diverse Einstürze überlebt beehren wir dies riesige Halle etwas bestätigt zu bekommen, das spätestens seit Youtube eh schon alle wissen: Katzen sind die wahren Herrscher*Innen dieser Welt.
Leider steht ein gigantisches Baugerüst in der Halle – soweit ich das korrekt recherchiert habe ist die Kuppel nicht ganz so Erdbebensicher wie man sich das für solch ein geschichtlich relevantes Gebäude wünscht, laut Wikipedia wird derzeit panisch der Erdbebenschutz verbessert.
Fans von Mosaiken – ja, die gibt es, ich kenne selbst einen – finden das folgende Bild bestimmt fantastisch. Das glückliche Kind in der Mitte gefällt mir hier besonders gut.
Der Auftakt des Trips war zusammengefasst regnerisch, aber gemütlich. Alleine die Menge an entdeckten Straßenkatzen hat den Tag erfolgreich gemacht. Diesbezüglich möchte ich anmerken, dass „Straßenkatzen“ hier ein etwas falsches Bild übermittelt. Die Viecherl waren weder kränklich noch schmutzig. Die Istanbuler*innen kümmern sich liebevoll um ihre Katzen, immer wieder sieht man aufgestellte Pappschachteln als Unterschlupf samt Futternäpfen herumstehen.
Am Abend finde ich nach etwas Recherche noch heraus, dass es in Istanbul neben der aus einem James Bond Film bekannten „Basilika Zisterne“ noch eine zweite, gerade neu renovierte Zisterne gibt. Das Beste daran: Deren Eingang befindet sich keine 2 Gehminuten vom Hotel entfernt.
Tag zwei: Es regnet weiter. Zum Glück ist heute unser erstes Ziel die Theodosius Zisterne, die tief unter der Stadt liegt. Ich erwarte nichts und bin begeistert: Zwischen den riesigen, „schwitzenden“ Steinpfosten gibt es gerade eine Kunstausstellung mit diversen Plastiken die gerade durch die Platzierung auf dem Wasser etwas surreal wirken.
Wir gehen weiter zum Großen Basar. „Groß“ hier tatsächlich eine Untertreibung. „Gigantisches Labyrinth voller Gerüche und Farben“ wäre ein passenderer Name.
Als wir aus dem Markt ausgespuckt werden, stehen wir wieder im Regen. Wie versuchen, einen Blick in den Unicampus ums Eck zu erhaschen. Bildungseinrichtungen findet Katharaina (und mittlerweile auch ich) in fremden Städten immer sehr interessant, hier ist man oft etwas abseits der üblichen Pfade und sieht „gewöhnliche“ Menschen in „normaler“ Umgebung. Außerdem sagt es, finden wir, einiges über einen Staat oder ein Land aus, wie gut in Schuss die öffentlichen Bildungseinrichtungen sind. Im Laufe der weiteren Reise besuchen wir noch Yale, Cambridge und in gewisser Maßen auch die Brown University in Provicence. Aber alles der Reihe nach.
Leider dürfen wir nicht aufs Unigelände (anscheinend kommt man hier nur mit Studentenausweis rein) und wir marschieren weiter auf einen kleinen Hügel, auf dem die durchaus imposante Süleymaniye Moschee thront.
Als, ähm, gläubiger Agnostiker bin ich etwas enttäuscht. Die bunten Fenster sind nett, aber die Halle ist etwas lieblos und trist. Vor allem die kleinen „Gebetskammern für Frauen“ sehen im Vergleich zum riesigen Saal, in dem die Männer beten, eher fragwürdig aus.
Draußen regnet es immer noch, die ganze Stadt ist vernebelt.
Katze!
Wir wandern etwas Ziellos umher und merken, dass der „ägyptische Basar“ nicht weit entfernt ist. Am Weg dahin packe ich zum ersten Mal das Teleobjektiv (Zeiss Batis 135mm F2.8) aus um die Menschenmengen und Details im Basar zu fotografieren.
In Istanbul hatte ich mir im vorhinein nur ein einziges „fotografisches Ziel“ gesetzt: Den Leanderturm. Ein kleiner Turm mitten im Bosporus, dahinter die Großstadt. Da kann fast nichts schiefgehen, sollte man meinen.
Um den Turm zu finden müssen wir erstmal „kurz nach Asien“. Das geht am günstigsten mit einer der Fähren, die am nördlichen Ende der Galatabrücke ablegen.
Kurz nach dem Anlegen „in Asien“ fängt es an zu Schütten, wir setzen uns in ein Restaurant, essen Kuchen und trinken Kaffee. Das Wetter beruhigt sich und ich mache ein halbgares Foto vom Leanderturm,. Das habe mir anders vorgestellt – mittlerweile bin ich aber alt genug um zwischen Urlaub und Fototrip zu unterscheiden, alles halb so schlimm. Meine „time to shine“ wird sicherlich in der USA noch kommen.
Hinter dem Turm versteckt sich der europäische Teil von Istanbul, man kann sichs ja vorstellen…
Der Rückweg zum Hotel wird dann etwas kompliziert: Mittlerweile liegt die ganze Stadt im tiefhängenden Nebel, als wir unser Fährticket gekauft haben heißt es: Fähren gibts heute keine mehr, wegen der Sichteinschränkung wurde der Schiffsverkehr eingestellt.
Zum Glück hat man für Fälle wie diesen seit Ende 2013 die Möglichkeit, auch per Zug unter dem Bosporus zwischen den Kontinenten wechseln kann. „Marmaray“ heißt dieses Wunderwerk des Nahverkehrs, wir fahren gefühlte 20 Minuten unter dem Meer (ich finde das als etwas technikvernarrter Typ immer noch faszinierend) zurück nach „Good Old Europe“ und entschließen uns spontan, noch etwas im nur noch leichten Regen spazieren zu gehen.
Es ist spät, wir gehen zurück ins Hotel. Die unscharfe Katze von dem Foto hier bleibt leider draußen.
Tag 3 in Istanbul.
Wir checken aus dem Hotel aus und bestellen uns für den späten Nachmittag ein Taxi um gemütlich zum Flughafen gebracht zu werden. Das Gepäck dürfen wir bis dahin im Hotel lassen und wir gehen mittlerweile schon recht routiniert in Richtung „Hotspots“. Wir wollen uns den Topkaki Pallast anschauen, das wird leider vereitelt da dieser geschlossen ist. Sehr schade – wir entscheiden uns um und besuchen das archäologische Museum der Stadt, das sich gleich hinter dem geschlossenen Palast befindend. Nun ja, das meiner Meinung nach Spannendste darin war eine Skulptur zweier Engel, von denen sich einer mithilfe einer Banane vor dem Diebstahl eines Huhns, das offensichtlich gerade erlegt wurde, verteidigt. Zumindest interpretiere ich das so.
Nächster Stop: Die Basilika Zisterne. Leider ist darin baustellenbedingt recht wenig Wasser gespeichert und zwei, drei Absperrung machen den Aufenthalt etwas unspektakulär. 15 Minuten später sind wir wieder draußen und genießen den ersten (und letzten) sonnigen Tag am Bosporus mit Apfeltee und Kaffee.
Wir haben noch etwas Zeit totzuschlagen und strawanzen ein bisschen durch den gigantischen Markt, wo mein fantastisches „Feilschtalent“ mir ein paar Körnchen Apfeltee um umgerechnet 10€ einbrockt. Der Tee liegt als ich diese Zeilen hier tippe, also ziemlich genau ein Jahr nach dem Kauf, in der Originalverpackung ungeöffnet in unserer Küche. Was für eine tolle Investition…
Der Bildstabilisator im Zeiss Batis 135mm F2.8 ist übrigens Gold wert, in den stimmungsvoll aber nicht gerade taghell beleuchteten Gängen des Marktes.
Das wars soweit für uns in Istanbul. Nach einer Fahrt zum Flughafen, die weit schneller erledigt war als befürchtet („Wahnsinnsverkehr in Istanbul“, „So viele Autos“, … von wegen), warten wir in der Nähe unseres Gates und versuchen, die Zeit per Erforschen der Shops und Restaurants rum zu bringen. Todmüde kommen wir nach einem Direktflug (thank god!) und der laaaaaangwierigen Grenzkontrolle gegen 23:00 Uhr Ortszeit in der Wohnung von Rene und Emily in Brooklyn an und machen es uns auf unserem Gästebett gemütlich. Gute Nacht.
Tag 1 in New York:
Fotoinfo: Bis hier hatte ich nur die Sony A7s in Verwendung, ab hier sind alle Fotos mit der Sony A7iii gemacht.
Nachdem Kathi die Stadt noch nicht kennt, wollte ich den „ersten Kontakt“ halbwegs unvergesslich für sie gestalten: Wir fahren von Brooklyn aus direkt unter die Grand Central Station um unseren ersten „Manhattan Moment“ direkt im Herzen der Stadt zu erleben. Der erste Eindruck zählt bekanntlich und die typischen Gerüche in der Nase, der Verkehrslärm um die Ohren und die ewig langen Hochhausschluchten samt erdrückender Häuserfronten haben mich nach 10 Jahren genauso sehr beeindruckt wie bei meinem ersten Besuch 2008. Genau so müssen sich die ersten Erinnerungen an Manhatten im hübschen Hippocampus meiner Freundin einnisten.
Wir gehen direkt in Richtung Central Park, am Weg durchqueren wir den Rockefeller – Komplex inklusive Lego-Shop. Im Park selbst beschäftige ich mich mit dem neuen Fotoequipment und dem Jetlag, der kurz nach Mittag langsam einsetzt.
Am Rückweg in die Stadt (wohin genau wir wollen haben wir zu dem Zeitpunkt noch nicht entschieden) verschlägt es uns in die St. Patricks Cathedral. Dort werde ich von einer – ich nenne sie mal auffällig konservativen Frau – drauf aufmerksam gemacht, mein Cappy abzunehmen, wegen Jesus und so. Kein Problem für mich: Weg damit, ob Jesus mein geschorener Kopf besser gefällt als mein verschwitztes Kapperl? Ich glaube nicht.
Keine 10 Sekunden später kommt eine etwa 30-köpfige Gruppe Cheerleader in die Kathedrale – allesamt mit Kappe samt knallbuntem Logo der Schule darauf. Viel Spaß, liebe konservative Frau, viel Spaß…
Man kann von Religion und Gotteshäusern halten was man will – ich finde Kirchen (meist) wirklich beeindruckend, egal ob Mosche, Synagoge oder Kathedrale. Umso mehr zwischen Hochhäusern in einer riesigen Metropole.
Nachdem uns jetzt am Nachmittag der Jetlag eiskalt erwischt lassen wir’s sein und fahren zurück zu unseren Gastgebern nach Brooklyn. Am Abend möchte ich unbedingt meine neue Kamera „austesten“.
Kathi, Rene und ich fahren zum den Brooklyn Bridge Park, von dem aus man einen fantastischen Blick auf Lower Manhatten hat. Der Spot ist natürlich sehr bekannt unter Fotografen und – wie kann es anders sein, die Welt ist klein – ich treffe einen Kollegen aus Tirol. Ein paar Sätze später haben wir beide (und 4 andere Fotografen) das (vermutlich) selbe Foto gemacht. Er war doch tatsächlich der Ansicht, dass eine Langzeitbelichtung hier noch recht einzigartig ist. Ja, total einzigartig. Trotzdem – netter, sympatischer Kerl.
Fototalk: Das Bild hier ist leider mindestens 3 Blenden zu kurz/dunkel belichtet da ich ein Idiot bin es eilig hatte, außerdem bei ISO640. Zum Glück kann man sich mit den aktuellen Kamerasensoren durchaus mal mit den Belichtungszeiten vertun und noch einiges in der Nachbearbeitung retten.
Am Rückweg wollte ich dann noch den „Klassiker“ unter den New York Bildern mitnehmen, leider gabs vor Ort eine Baustelle und viel Verkehr, daher zugegeben etwas lieblos und viel Ablenkung in Form von Reflexionen und Lichtern: Das Empire State Building durch die Manhattan Bridge.
Merke: Präsentiert ein Fotograf sein Bild schwarz/weiß hat er vor Ort eventuell geschlampt. Nicht immer, aber oft. Zumindest ich.
Tag 2 in New York City:
Seit meinem ersten Besuch stehe ich auf den Highline Park. Fun Fact: Bei jedem Besuch konnte ich ein Stück mehr des auf einer alten Eisenbahntrasse angelegten Parks entlang spazieren und die fantastischen Graffitis anschauen und fotografieren, da er erst 2014 fertiggestellt wurde aber schon seit 2008 in Bau war und danach Schritt für Schritt für die Öffentlichkeit freigegeben wurde. Was für ein „fun“ Fact.
Es ist mittlerweile Mittag und wir haben Hunger. Mir fällt ein, dass ich vor Wochen ein paar Berichte über ein „neues, veganes Burgerpatty“ gelesen habe – den „impossible Burger„. Glücklicherweise befinden wir uns im aufstrebenden Superveganerhipsterviertel Chelsea und finden einen der Verkaufsbuden des Burgers. Zusammengefasst: Wir sind begeistert. Die Konsistenz des Burgers ist top, fast wie echtes Fleisch, der Geschmack ebenso sehr nah am „Original“ sofern ich das Beurteilen kann. Kann uns aber auch egal sein wie sehr der Burger an Fleisch erinnernt – Hauptsache er schmeckt.
Zum Sonnenuntergang sind wir am Top Of The Rock, der Aussichtsplattform auf dem Rockefeller Center, bestellt. Leider ist es bewölkt, das Fotografieren lasse ich mir trotzdem nicht nehmen. Besonders mein Lieblingshochhaus, das „432 Park Avenue“ hats mir angetan.
Der dritte Tag in New York City. Wir fahren das kurze Stück in den Brooklyn Bridge Park und Frühstücken leider etwas enttäuscht Zimtschnecken. Der Blick auf Manhattan ist beeindrucken, das Wetter ziemlich perfekt und wir spazieren gut gelaunt über die Brooklyn Bridge.
Noch etwas, das ich trotz meiner bisherigen Besuche nicht gesehen habe: Das wunderschöne, aber in Anbetracht der traurigen Entstehungsgeschichte natürlich bedrückende 9/11 Memorial.
Das Museum ist, auch wenn man nicht auf modernes Design steht, wirklich großartig gemacht. Es befindet sich zur Gänze unter, oder besser gesagt rund um die beiden Brunnen, den ehemaligen Fundamenten der 2011 eingestürzten Türme des World Trace Centers.
Ich möchte nicht zu viel verraten, aber die Stimmung in dem unterirdischen Museum ist, wie schon erwähnt, sehr bedrückend. Ich meine das nicht negativ. Alle BesucherInnen verhielten sich sehr leise und waren in Gedanken verloren – hier wissen alle, worum es geht und man kann die drückende Stimmung in der Luft fast schneiden.
Original-Mitschnitte der Notrufe, Videoaufnahmen aus den Nachrichten, verbogene Stahlträger, ein zerbeulter Feuerwehrtruck, der den Einsturz eines Turmes nur knapp in einem Stück überstanden hat – das alles trägt zur Stimmung bei. Wirklich toll gemacht, auch wenn man ununterbrochen an den furchtbaren Hintergrund des Museum erinnert wird.
Ab späten Nachmittag wollen wir den gratis-Eintritt des Museum Of Modern Art ausnutzen (FYI: Immer Freitags ab 16 Uhr).
Originale von bekannten Künstlern wie Salvador Dali oder Vincent Van Gogh und das Anschauen dieser lassen meinen IQ plötzlich in die Höhe schnellen. Kommt mir zumindest so vor.
Den Gegenbeweis liefere ich mir spätestens 2 Stunden später als wir uns am Heimweg verfahren weil wir die falsche U-Bahn nehmen. Egal, ich mach das Beste draus – ein Foto:
Relativ spontan (gestern nämlich) haben wir beschlossen, uns Aladdin anzusehen. Wenn man schon mal am Broadway ist… Bisher habe ich Mary Poppins und Wicked am Broadway gesehen, vor einigen Jahren Lion King in Hamburg. Aladdin würde ich als „gut, aber nicht fantastisch“ bewerten. Davor waren wir noch kurz am Timesquare um folgendes Portrait zu machen. Nächstes Mal mit gelben Mantel und Regenschirm.
Am darauffolgenden Tag heißt es „Baba“ sagen zu New York, Brooklyn, unseren herzallerliebsten Gastgebern und Louis, deren Hund. Ab jetzt geht es in klassischer Roadmovie-Manier im Mietwagen weiter in Richtung Nordosten.
Erster Stop: Providence. Nein, eigentlich stimmt das nicht. Erster Stop: Taco Bell! Man muss Prioritäten setzen.
Katharina ist nicht sonderlich beistert, ich bin weiterhin Fan der bohnenpastehaltigen Käse- Reis- und Gemüseorgie im Burrito. Etwas enttäuscht (Katharina von Tacobell, ich von ihrer Meinung zu Tacobell) fahren wir weiter zur Universität von Yale. Wunderschöne Architektur und großflächige Parks gibt es hier – ich bin beeindruckt und überlege, die Matura in der Abendschule nachzuholen und eine Kredit aufzunehmen um hier zu studieren.
Jetzt aber: Next Stop Providence. Ich habe hier eigentlich nur ein Hotel gebucht da die Stadt am Weg in Richtung Nordosten liegt, zufällig befindet sich hier auch eine recht bekannte Uni (Brown) und die Innenstadt ist wirklich schön. Zum Teil zu schön: Manche Straßen erinnern an Filmkulissen in den Universal Studios – Themenparks.
Ein Highlight der Reise dann am Tag darauf: Nicht nur besuchen wir die dritte weltbekannte Universität auf unserer Route, Harvard, auch das Hexenmuseum in Salem steht auf der Liste. Salem ist ein kleines Städten im Nordosten von Boston, das sich auf Grund seiner Vergangenheit als „Hexenkapital der USA“ vermarktet. Im Vergleich zu den europäischen Hexenprozessen etwas lächerlich, aber wenn man sonst nix zu bieten hat…
Das Hexenmuseum ist… nun ja, ich weiß es nicht wie ich es beschreiben soll. Ein bisschen wie ein alter Film mit Arnold Schwarzenegger in der Hauptrolle. Wenn man ganz ehrlich ist: Zum Fremdschämen. Aber dann doch irgendwie wiederum so bemüht und witzig, dass man es gern hat. Wer Trash mag – sofort Flug buchen und sich von verkleideten Schaufensterpuppen verzaubern lassen!
Ich gestehe: Der eigentliche Grund, warum ich in Provience übernachten wollte, ist das wunderschöne Portland Headl Light. Warum sind Leuchttürme eigentlich so beliebt?
Leider schließt der Park und das angrenzende Areal täglich zu Sonnenuntergang. Das wird auch lautstark durch herumfahrende Ranger mit Lautsprechern auf deren Jeeps bekannt gegeben – hochkant werden wir aus dem Park geschmissen und fahren zurück zum Hotel. Der erste Tag in der Natur war eine kleine Offenbarung. So gerne ich Städte auch mag, Entspannen kann ich mir in der Natur bei weitem besser – besonders bei solch einer Aussicht. Umso mehr freue ich mich auf unseren leider einzigen Nationalpark des Trips, Acadia, den wir morgen anfahren.
Leider ist das Wetter am Anreisetag im Acadia National Park nicht gerade einladend für lange Spaziergänge, so schauen wir uns etwas in Bar Habor um, der Quasi-Hauptstadt der Insel. Wir sind sofort verliebt, das Städtchen ist kitschig und vertritt jedes existente Klisché eines Fischerdörfchens. Von bunten Häusern bishin zu Fischerbooten wurde für alles gesorgt – das gefällt uns weit gereisten Festlandeuropäern. Leider habe ich in der ganzen Aufregung vergessen auch nur ein einziges Foto davon zu machen.
Wir versuchen am verregneten, späten Nachmittag die hoteleigenen Waschautomaten zum Laufen zu bekommen – relativ erfolgreich sogar – und stellen uns auf einen gemütlichen, verregneten Abend ein. Als ich mich elegant vor den Fernseher unseres Apartments lege, sehe ich im Augenwinkel hinter einigen Hausdächern etwas Farbe am Himmel. Na gut – doch noch nichts mit ausruhen. Ich springe samt Rücksack und Stativ (aber leider ohne Freundin) in den Mietwagen und fahre auf gut Glück in Richtung Strand. So ganz ohne Vorbereitung tue ich mir etwas schwer, halbwegs passende Fotos zu bekommen – aber die Stimmung vor Ort war sehr, sehr entspannt. Zuvor hat es geregnet, der Dunst legt sich langsam über die Bucht und alles riecht nach „frischem Regenwasser auf Beton“.
Zurück im Apartment beeile ich mich mit dem Einschlafen, der Wecker läutet am nächsten Morgen um 3:50 Uhr.
Es bleibt der einzige Sonnenaufgang des Trips, während dem ich nicht schlafe, aber so oft bin ich nicht in der Gegend – das nutze ich aus (während Katharina wohlverdient ausschläft bis ich wieder zurück bin).
Ich unterhalte mich mit zwei anderen Fotografen während die Felsen zu leuchten beginnen. „It never get’s old“…
Nach getaner Arbeit setze ich mich ins Auto, fahre retour und legen mich wieder zu Katharina ins Bett. Als wäre ich nie weg gewesen…
Wir frühstücken in Bar Harbor (wie immer sehr dekadent – ‚Merica eben) und genießen dein paar wunderbar warme Stunden in der Natur nachdem wir die letzten zwei Tage meist im Regen unterwegs waren.
„Wenn das Bild in Farbe nicht sonderlich toll ist mach einfach schwarz-weiß.“
– kein Fotograf, jemals.
Leider zieht es Mittags wieder zu, die Aussicht von Cadillac Mountain ist mir das Auspacken der Kamera nicht wert und es bleibt bei einem Handyfoto.
Den Sonnenuntergang wollen wir (eher: „will ich“) am bekannten Bass Harbor Lighthouse verbringen (eher: „fotografieren“). Am Weg dahin machen wir einen kurzen Stopp bei dieser kleinen Brücke, leider ist es noch nicht allzu flühling-lich.
Hier also bei leider zugezogenem Himmel der in FotografInnenkreisen recht berühmte Leuchtturm von Bass Harbor und eines meiner Lieblingsfotos vom besten Model der Welt.
Nach einer letzten Nacht im Apartment geht es wieder zurück in Richtung Westen. Der Plan sieht vor, dass wir mit dem Bus über die Grenze nach Kanada fahren, da es mit einem Mietwagen nicht nur teuer sondern so gut wie unmöglich ist, wenn man den Wagen nicht wieder irgendwie in die USA bekommt.
Wir machen noch einmal Halt in Gorham, einer recht unspektakulären Kleinstadt auf halber Strecke, da ich nicht die den ganzen Weg in einem Schwung fahren möchte. Nur im Hotel rumgammeln ist fad – wir erkunden die Gegend und wandern zu einem Wasserfall, dem Glen Ellis Fall. Nett.
Kleine Anekdote noch zum Thema Grenzübertritt USA/Canada: Der einzig farbige Tourist im ganzen Bus musste sein komplettes Gepäck ausräumen und durchsuchen lassen. „Racial profiling“ at it’s best, sozusagen. Nachher wurde er von einem Mitreisenden darauf angesprochen um zu wissen, was er darüber denkt, seine trockene Antwort: „It’s the weed man“.
Aus fotografischer Sicht wars das, was folgt sind zwei Tage voller Poutine (ich liebe es!), Süßigkeiten und Musik. The End.